The Working Woman 15.09.2025

📸 Gen Z und der Kodak-Effekt 📁 How To: Projekte ohne Mikromanagement👛 How To: achtsam Geld ausgeben

Guten Morgen, Working Woman! ☕️

Gen Z, der Kodak-Effekt und das Innovator’s Dilemma

Spill the tea: Letzte Woche feierte Kodak einen kleinen Marketing-Hype dank der „Charmera“, einer 80er-Jahre-inspirierten Mini-Kamera im Blind-Box-Format (helloo Labubu-Marketing). Ausverkauft innerhalb weniger Tage, gefeiert auf TikTok, zelebriert von Gen Z, die sich nach Retroästhetik und „echten Bildern“ sehnt. Klingt nach einem Comeback?

Nicht gaaaanz… denn die Bilanz schreibt eine andere Geschichte. Im Q2-Bericht 2025 warnte Kodak selbst vor „substantial doubt“, ob man überhaupt in den nächsten 12 Monaten weiter operieren könne. Kodak scheint nach 133 Jahren Unternehmensgeschichte finally vor dem Aus zu stehen.

Ehrlich gesagt, habe ich mich gewundert, dass es Kodak überhaupt noch gibt! Denn es gilt als DAS Paradebeispiel des Innovator’s Dilemma und der Rise and vor allem Fail von Kodak ist es wert erzählt zu werden.

Die Geschichte vom Aufstieg und Fall: Alles begann 1888, als George Eastman die erste Kodak-Kamera auf den Markt brachte. Die Idee war so simpel wie genial: Der Kunde drückte den Auslöser, schickte die Kamera mit belichtetem Film zurück, und Kodak übernahm den Rest - Entwicklung, Druck, Neubeladung. Ein Service-Versprechen, das Fotografie erstmals massentauglich machte.

Doch Eastman erfand nicht nur die Kamera, sondern ein komplettes Geschäftsmodell. Das „Razor-and-Blades“-Prinzip: Die Kamera bietet den Einstieg, der wahre Gewinn (80% Marge) kam über Filme, Fotopapier und Entwicklung. Über Jahrzehnte wuchs daraus ein geschlossenes Ökosystem, das Kodak zum Synonym für Fotografie machte.

Das Modell funktionierte so gut, dass Kodak zur Ikone aufstieg. Mitte der 1990er-Jahre kontrollierte das Unternehmen 90 % des US-Filmmarkts und 85 % der Kameraverkäufe. Mit 140.000 Mitarbeitern und einer Marktkapitalisierung von 28 Milliarden Dollar schien das Imperium unangreifbar.

Quelle: Quartr

Doch genau hier setzte das Innovator’s Dilemma ein, die Theorie von Christensen & Bower aus dem Jahr 1995: Erfolgreiche Unternehmen perfektionieren das Bestehende, hören auf ihre besten Kunden, verteidigen Margen - und übersehen neue Technologien, die unscheinbar starten, aber ganze Branchen umkrempeln.

Die Ironie? Ihr eigener Ingenieur, Steve Sasson, hatte bereits 1975 die erste Digitalkamera entwickelt (eine Toaster-große Kiste mit 0,01 Megapixeln)! Technologisch revolutionär, betriebswirtschaftlich ein Albtraum. Denn sie bedrohte direkt das milliardenschwere Filmgeschäft. Das Management reagierte mit Skepsis. Warum eine Technologie pushen, die den eigenen Goldesel schlachtet?

Disruption sieht am Anfang immer wie ein Spielzeug aus: unscharf, langsam, ohne erkennbares Geschäftsmodell. Kodak beurteilte Digital nach den Maßstäben von Film und erklärte es zum „schlechteren Produkt“. Doch Digital war keine Fortsetzung des Alten, sondern eine völlig neue Kategorie: Bilder sofort sehen, löschen, teilen ohne Film, ohne Labor, ohne Wartezeit.

Zwar brachte Kodak später auch digitale Produkte auf den Markt, aber immer halbherzig, oft so positioniert, dass die Filmverkäufe nicht zu sehr litten. Während Sony, Canon und andere früh ernst machten, hielt Kodak weiter am Zelluloid fest. Die Folge: Das Kerngeschäft kollabierte.

Anfang der 2000er war Kodaks Dominanz zerschlagen. 2001 kaufte Kodak sogar Ofoto, eine Instagram-ähnliche Webseite (!) um Fotos hochzuladen und zu teilen - allerdings nur um das analoge Kerngeschäft irgendwie noch zu retten. Bereits 2012 meldete Kodak erstmals Involvenz an, zu Fall gebracht von einer Technologie, die es selbst erfunden hatte.

  • Neue Geschäftsbereiche brauchen eigene Strukturen, fern vom Kerngeschäft.

  • Bewerte das Neue nach neuen Maßstäben.

  • Fokussiere auf den „Job to be done“, nicht auf alte Produkte.

  • Fähigkeiten sind die eigentliche Währung, nicht Produkte.

So wie Fujifilm by the way: Statt sich über Produkte zu definieren, schaute man auf Fähigkeiten: chemisches Know-how, Materialkompetenz, Bildverarbeitung. Diese Basis nutzte Fuji, um neue Märkte zu erschließen - von Kosmetik über Pharma bis hin zu Medizintechnik. So wurde die Krise nicht zum Endpunkt, sondern zur Brücke in eine neue Ära.

Take-aways: Eine erfolgreiche Marketing-Kampagne rettet noch kein Unternehmen. Es sieht schlecht für Kodak aus. Und wenn ich es mir recht überlege, für so manch anderen internationalen Großkonzern vielleicht auch.

Du willst wissen, was dein Team macht - aber bitte ohne Mikromanagement?

Du kennst das Gefühl: Du willst wissen, was in deinen Projekten läuft, aber ohne dein Team mit ständigen Check-ins in den Wahnsinn zu treiben. Ein typisches Führungsdilemma. Wie also findest du die Balance zwischen Vertrauen und Accountability? [Weiterlesen…]

How To: achtsam Geld ausgeben aka Budgetieren

Was war deine letzte vollkommen irrationale Kaufentscheidung, die du bereits bereut hast? No judgement! Und wovon träumst du schon seit langer Zeit, das du dir nicht „leisten“ kannst? Genau aus diesem Grund ist es wichtig, bewusster mit deinen Ausgaben umzugehen und diese mit deinen Werten und Geldzielen zu vereinbaren. Dann klappt auch das mit dem Sparen viel einfacher. [Weiterlesen…]

Brain Snacks

Wie haben dir die Themen heute gefallen?

Login oder Abonnieren um an umfragen teilzunehmen.

Xoxo, Maria von The Working Woman

PS. Alle Antworten gehen direkt in meine Inbox und ich liebe es, E-Mails zu bekommen :)

Reply

or to participate.