The Working Woman 10.06.2025

🕵 WTF macht eigentlich Palantir? 🛟 How To: Eine gescheiterte Strategie retten 🦥 How To: Eine gescheiterte Strategie retten

Guten Morgen, Working Woman! ☕️ 

Vor zwei Wochen habe ich über den Labubu-Hype geschrieben, prompt kommt mein 6-Jähriger aus dem Kindergarten und möchte auch eins! Eine Brand, die A-Celebrities an ihrer Birkin tragen UND Vorschulkinder wollen? Meine Prediction: Diese Erfolgsstory steht erst am Anfang.

Amuse Bouche (Marketing 🤝 KI)

Wie Brands eine Nische auf Social Media finden. Warum organischer Suchtraffic via Google sinkt. Diese Google-Patentanmeldung wurde entdeckt: Ein Tool, das deine Prompts zerlegt. 13 Tipps für erfolgreichen B2B Video-Content auf LinkedIn. Das sind die Sommertrends 2025 laut Pinterest.

Palantir - eine Software, um sie alle zu knechten

Letzten Montag schloss Palantir auf einem Rekordhoch. Am Dienstag folgte ein neuer Rekord. Am Freitag wurde Palantir infolge des Trump-Musk-Breakups mit einer Reihe anderer Trump-Trades wieder in die Tiefe gerissen. Seit Monaten steht Palantir auf meiner Deep-Dive-Liste für diesen Newsletter und die neue Podcastreihe vom Deutschlandfunk über dessen kontroversen Gründer Peter Thiel bietet den perfekten Spice an Business-Gossip. Denn Palantir Technologies gilt als eines der eigenwilligsten und zugleich umstrittensten Unternehmen im Bereich Datenanalyse und Künstliche Intelligenz, ein Unternehmen an der Schnittstelle zwischen Silicon-Valley-Innovation und nationaler Sicherheit.

Es ist 2003, Peter Thiel sitzt auf 100 Mio. USD PayPal-Exitgeld und kann (trotzdem) nicht schlafen. Die Anschläge vom 11. September lassen ihn nicht los, nicht wegen der Tragödie selbst, sondern wegen einer viel tieferen Erkenntnis: Die gleichen Algorithmen, mit denen PayPal russische Kreditkartenbetrüger aufspürte, hätten theoretisch auch die Terroristen identifizieren können.

Diese Erkenntnis wurde zur Geburtsstunde von Palantir Technologies. Thiel brachte 30 Millionen US-Dollar als Startkapital ein. Was dann passierte, war beispiellos: 2004 investierte In-Q-Tel, der Venture-Capital-Arm der CIA, 2 Mio. USD in das junge Unternehmen. Die Präsentation fand in einem fensterlosen Keller in Langley statt, dem Hauptquartier der CIA. "Wir dachten, wir würden ein normales Software-Unternehmen gründen," erzählt ein früher Mitarbeiter. "Aber plötzlich hatten wir Kunden, die uns nicht einmal ihre echten Namen nennen durften."

Ddas Büro ist ein Nerd-Traum: Die Konferenzräume heißen „Hogwarts“, „Mordor“, „Narnia“ und das Headquarter wird nur liebevoll „The Shire“ genannt. Und neue Mitarbeitende müssen den Prolog von „Der Herr der Ringe“ lesen.

Danach wird die Geschichte noch interessanter: Thiel holte seinen alten Stanford-Studienfreund Alex Karp als CEO, einen Philosophie-Doktor, der in Frankfurt bei Jürgen Habermas studiert hatte und zu diesem Zeitpunkt in Europa lebte. "Ich wusste nicht einmal, was Software war," erinnert sich Karp später.

Heute ist Karp einer der unkonventionellsten CEOs der Tech-Welt: Er nimmt Board-Meetings während zweistündiger Spaziergänge ab, praktiziert Qigong, lebt zwischen Silicon Valley und einem Bauernhof in New Hampshire, und schreibt Aktionärsbriefe nachts um drei (zuerst auf Deutsch, dann auf Englisch). Seine Antwort auf die Silicon Valley Hustle-Culture? "Silicon Valley ist ein sehr seltsamer Ort. Ich passe nicht dazu."

Doch der Weg ist steinig. Zwischen 2005 und 2007 kassiert Palantir über 90 Absagen von Investoren. Die VCs verstehen das Geschäftsmodell nicht: zu viel Service, zu wenig Produkt, zu staatsnah. Das Unternehmen steht mehrfach kurz vor dem Aus. Thiel muss 2007 sogar persönlich die Gehälter vorstrecken. "Wir waren drei Wochen von der Insolvenz entfernt," erinnert sich Karp. "Ich dachte ernsthaft daran, nach Deutschland zurückzukehren und wieder zu unterrichten."

Aber dann, im Dezember 2007, passiert es: Die Software, damals noch „Analysis Notebook“ genannt, erhält die Akkreditierung für den Einsatz in geheimen Systemen. Das Tor zu den großen Geheimdienstverträgen öffnet sich.

Was macht Palantir eigentlich? Palantir baut Software, die riesige, chaotische Datenmengen aus verschiedensten Quellen verknüpft und daraus verwertbare Erkenntnisse generiert. Think Drohnenbilder, Chat-Nachrichten, Finanztransaktionen, Satellitendaten, E-Mails. Alles in einem System, das Muster erkennt, die ein Mensch übersehen würde.

Die vier Hauptprodukte:

  • Gotham ist die Plattform für Geheimdienste, Militär und Polizei (und Bayern) insbesondere für Verteidigung und Nachrichtendienst. Sie verarbeitet riesige, heterogene Datenmengen: von Satellitenbildern bis hin zu sozialen Medien. Ziel: Datenfusion für Lageeinschätzungen, Netzwerkanalysen und Zielverfolgung.

    Kunden wie das US-Verteidigungsministerium, das FBI und internationale Partner setzen Gotham zur Entscheidungsunterstützung ein – z. B. bei der Terrorismusbekämpfung oder Missionsplanung. Gotham ist eine der wenigen SaaS-Lösungen mit IL5-Zertifizierung des US-Militärs.

  • Foundry richtet sich an Unternehmen. Zu den Kunden zählen Morgan Stanley, Merck KGaA, Airbus, PG&E, Fiat Chrysler - ein Beweis für sektorübergreifende Relevanz. Foundry löst das Problem fragmentierter Datensilos.

    Die jüngste Integration von KI-Funktionalitäten (via AIP) erlaubt auch Nicht-Tech-Teams die Nutzung von Machine-Learning-Algorithmen, z. B. zur Prognose, Prozessautomatisierung und Entscheidungsunterstützung.

  • Apollo managt die Softwarebereitstellung, insbesondere in hochsicheren und regulierten Umgebungen. Es orchestriert Updates, Deployments und Monitoring auch in luftabgeschotteten Netzwerken oder bei eingeschränkter Konnektivität, zB. in U-Booten oder an Satelliten.

  • AIP (Artificial Intelligence Platform) ist Palantirs jüngstes Produkt, das die Einbindung von generativer KI in operative Prozesse, vom Entwicklerteam bis zum operativen Personal, erlaubt.

Was Palantir wirklich einzigartig macht: Sie verkaufen nicht nur Software und hoffen, dass Kunden sie richtig einsetzen. Sie setzen ihre eigenen Ingenieure direkt beim Kunden ein, manchmal für Jahre. Ein Palantir-Ingenieur verbrachte 18 Monate in einem Militärstützpunkt in Afghanistan und lebte mit den Analysten zusammen. Das Ergebnis: Software, die perfekt auf die tatsächlichen Arbeitsabläufe abgestimmt war. Und so ein sogenannter “Forward Deployed Engineer” kann einen Kunden jährlich 500.000 bis 1 Million USD kosten!

2008-2011 wurde Palantir Gotham in Irak und Afghanistan eingesetzt. Das System soll geholfen haben, den Kurier zu verfolgen, der zu Osama bin Ladens Versteck führte (wurde offiziell nie bestätigt). Parallel wagte Palantir den Sprung ins Kommerzielle. Der erste große Kunde war JPMorgan Chase für Geldwäsche-Bekämpfung. Während des Testlaufs identifizierte Palantir Gotham unbefugte Zugriffe eines Mitarbeiters auf Beyoncés Bankkonten. JPMorgan Chase war sold: "Wenn das System sogar erwischt, wer heimlich Promi-Konten anschaut, dann funktioniert es wirklich."

Und Palantir gibt’s nicht ohne Kontroversen:

  • Die WikiLeaks-Affäre 2010: Palantir-Mitarbeiter entwickelten Pläne, WikiLeaks-Unterstützer und Journalisten wie Glenn Greenwald zu diskreditieren. Es folgten Rücktritte, öffentliche Entschuldigungen und eine interne Krise.

  • Die ICE-Verträge: Palantir's Software wurde für Deportations-Analysen der US-Einwanderungsbehörde eingesetzt. Mitarbeiter protestierten, gingen auf die Straße, organisierten internen Widerstand.

  • Predictive Policing: Kritiker warnen vor algorithmischen Vorurteilen bei der Polizeiarbeit und dem Potenzial für Überwachung von Bürgern. Karp's Antwort war charakteristisch philosophisch: "Wir müssen als Gesellschaft entscheiden, welche Rolle Technologie spielen soll. Aber wir können nicht so tun, als wären wir nicht Teil dieser Gesellschaft."

Im September 2020 ging Palantir über ein Direct Listing (statt IPO) an die Börse. Keine Roadshow, keine Investmentbanker-Gebühren, keine künstliche Preisfindung. Karp's Begründung: "Wir wollten nicht, dass Banker unsere Geschichte erzählen. Wir wollten, dass unser Geschäft für sich spricht." Die Aktie startete bei 10 Dollar und explodiert seit November 2024 auf zeitweise bis zu 120 Euro. (Keine Investmentempfehlung! Keine Kaufempfehlung!)

2023 brachte die KI-Revolution, und Palantir war überraschend gut positioniert. Während andere Unternehmen verzweifelt versuchten, Large Language Models zu integrieren, hatte Palantir bereits die Infrastruktur für sichere, nachvollziehbare KI-Anwendungen. Die "Artificial Intelligence Platform" (AIP) ermöglicht ChatGPT-ähnliche Interfaces auf Kundendaten und wir Produkt Nummer 4.

Die Vermarktungsstrategie: Palantir lädt potenzielle Kunden zu 5-tägigen "AIP Boot Camps" ein. 2023 führten 80 Boot Camps zu Vertragsabschlüssen in unter 6 Wochen (60 % davon wurden zu Millionen-Deals)!

Das Unternehmen ist seit 2023 endlich profitabel, die KI-Revolution spielt in die Hände, und geopolitische Spannungen erhöhen die Nachfrage nach ihren Produkten. Im Jahr 2024 erzielte Palantir einen Umsatz von 2,87 Mrd. USD (ein Anstieg von 29 % im Vergleich zum Vorjahr). Aber die fundamentalen Fragen bleiben: Ist Palantir ein notwendiges Werkzeug für Sicherheit und Fortschritt? Oder ein gefährliches Beispiel für technologische Macht ohne ausreichende Kontrolle?

Karp fasst die Philosophie seines Unternehmens so zusammen: "Wir haben nie versucht, ein normales Unternehmen zu sein. Normale Unternehmen lösen normale Probleme. Wir wollen die Probleme lösen, die niemand sonst lösen kann." In einer Zeit, in der jeder über "Disruption" spricht, zeigt Palantir eine andere Art der Innovation: Nicht alles schneller und billiger zu machen, sondern Dinge möglich zu machen, die vorher unmöglich waren.

Quellen für meinen Artikel: Interview mit Alex Karp und über Palantir (The New York Times), Die Peter Thiel Story Podcastreihe u.a. auch auf Spotify (Deutschlandfunk), Artikel über Alex Karp (Quartr), über Palantir (Deutschlandfunk).

How To: Eine gescheiterte Strategie retten

Montagmorgen, 9:03 Uhr. Eigentlich wolltest du nur kurz das Q3-Update durchgehen, stattdessen sitzt du mit deiner Budgetplanung vor einem strategischen Scherbenhaufen: Investitionen werden eingefroren, der Vertrieb jammert über Absagen, und dein CEO will „nochmal ganz grundsätzlich über Positionierung sprechen“. Was jetzt?

Zwischen Handelskrieg, Inflation und einer stagnierenden Wirtschaft mit Burnout-Symptomen geraten viele Unternehmen in die gleiche Falle: strategische Unsicherheit → operative Lähmung. Doch genau das ist jetzt der falsche Reflex. [Weiterlesen…]

WTF ist Slow Productivity?

Fühlst du dich ständig überfordert und hetzt von Aufgabe zu Aufgabe? Slow Productivity könnte die Lösung sein. Dieses Konzept aus dem gleichnamigen Buch von Cal Newport* (der Typ der “Deep Work” schrieb) setzt auf Qualität statt Quantität, indem es dir ermöglicht, fokussiert und bewusst zu arbeiten.

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Xoxo, Maria von The Working Woman

PS. Alle Antworten gehen direkt in meine Inbox und ich liebe es, E-Mails zu bekommen :)

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